Richthofenlager
Von 1941 bis zur Befreiung durch die Rote Armee im April 1945 bestand ein Barackenlager entlang des heutigen Columbiadamms. Es war von der Straße durch eine Zaunanlage abgegrenzt. Der Großteil dieser als „Richthofen-Gemeinschaftslager“ oder auch „Richthofenlager“ bezeichneten Anlage wurde von der Weser Flugzeugbau GmbH genutzt, ein kleinerer Teil von der Lufthansa.
Wegen mangelnder historischer Quellen wissen wir nur wenig darüber, wer die Menschen im Richthofenlager waren. Pläne zeigen die Ausdehnung der Anlage, Sie informieren auch darüber, welche Zwangsarbeiter:innen hier untergebracht waren: französische Kriegsgefangene und Arbeiter:innen aus der Sowjetunion, aber auch Mitglieder der deutschen Belegschaft. Berichte von Zeitzeug:innen und historische Dokumente deuten an, dass auch Kinder in dem Lager lebten.
Ausgrabungen zwischen Baracken, die nach NS-Bauzeichnungen für „russische Männer“ bestimmt waren, legen außerdem nahe, dass hier nicht Zivilisten, sondern Kriegsgefangene eingesperrt waren. Unterirdisch verlegter Stacheldraht, der zwischen den Gebäuden gefunden wurde, entspricht den Bauvorschriften des Nazi-Regimes für Unterkünfte gefangener Soldaten.
Archäologische Untersuchungen im Richthofenlager erlauben also eine genauere Bestimmung der Herkunft der Lagerbewohner:innen. Sie bestätigen zudem Frankreich als Herkunftsort der Insassen einer Baracke. Analysen von zeitgenössischen Luftbildern und die archäologischen Ergebnisse zeigen deutlich, dass das Lager nicht in allen Bereichen entsprechend der Planung umgesetzt wurde. Mehrere projektierte Baracken wurden nicht gebaut.
Die langgestreckten Holzbaracken standen auf einem Raster aus kurzen Holzpfählen. Sie hatten einen langen Mittelgang sowie links und rechts abgehende Stuben. An einem Schmalende befand sich ein Wasch- und Toilettenraum, der bei einer Belegung von weit mehr als 100 Personen als völlig unzureichend angesehen werden muss.
Mehrere zickzack-förmige Splitterschutzgräben säumten das Richthofenlager. Diese nur schwach befestigten Luftschutzanlagen waren ebenso wie die Baracken für die große Anzahl an Menschen deutlich zu klein dimensioniert, so dass in ihnen im Falle eines Luftangriffes eine kaum erträgliche Enge geherrscht haben muss.
